Friday, September 28, 2012

"Für den Sieg" // "To victory"

[english below]

Nachdem Nossa und Martin heute morgen bereits ihren Rückflug hatten antreten müssen, haben wir uns zu zweit in Begleitung von Regina auf den Weg gemacht, um Bilder und Ton von Orten in Vilnius aufzunehmen, die für unseren Film wichtig sind. U.a. waren wir noch einmal in der Gegend, in der Fania wohnt, ein Neubauviertel aus den 1970er Jahren.

Am frühen Nachmittag waren wir mit Ruth Kaplinski verabredet, der Tochter von Shmuel und Chiena Kaplinski, die die Einheit "Für den Sieg" anführten, der auch Fania angehörte. Ruth, die im Juli 1944 im Waldlager geboren wurde, wurde von ehemaligen Partisan_innen auch scherzhaft "Wasser" genannt, weil ihre Mutter, gefragt, ob sie schwanger sei, stets geantwortet hatte, sie habe einen Wasserbauch - denn Schwangerschaften waren unter Partisan_innen alles andere als erwünscht. Das Interview, das in einem Park vor dem ehemaligen KGB- bzw. Gestapo-Gebäude stattfand, stellte uns vor große Herausforderungen: wir mussten zu zweit zwei Kameras und zwei Tonaufnahmegeräte bedienen - und nicht zuletzt das Interview führen, das Regina aus dem Russischen ins Englische übersetzte.

Dennoch war das Gespräch äußerst lebendig und spannend, zumal Ruth - wie sie uns später "gestand" - bisher kaum über ihre Perspektive der Geschichte ihrer prominenten Eltern und deren ehemaligen Kamerad_innen gesprochen hatte. Weil sie ein besonders enges Verhältnis zu Rachel Margolis hat, konnte sie aus erster Hand von deren Schwierigkeiten berichten, von den litauischen Behörden als Opfer der deutschen Besatzungszeit anerkannt zu werden, weil sie eine sowjetische Partisanin gewesen war. Ruth half ihr, diesen Anspruch in zähem Ringen durchzusetzen. Auch Fania erinnert sie als ständigen Gast im Hause ihrer Eltern, und so konnte sie viele Details berichten und bestätigen, dass Fania eine sehr starke Persönlichkeit ist - die allerdings Schwierigkeiten habe, ihre Schwächen zu zeigen.

Herzlichen Dank an Ruth, mit der wir ganz sicher in Kontakt bleiben werden.

Anschließend haben wir einen ausgedehnten "Spaziergang" mit der Kamera gemacht, um noch mehr vom Alltagsleben einzufangen. Er endete spät mit einem wohlverdienten Bier und einem Panorama-Blick auf das spätsommerliche Vilnius.

After Nossa and Martin already had to return this morning, the two of us accompanied by Regina set off to do some video and audio recordings at locations in Vilnius which are particularly important for our movie. E. g. we drove once again to the area where Fania lives, a neighborhood build in the 1970s.

In the early afternoon we had an appointment with Ruth Kaplinski, the daughter of Shmuel and Chiena Kaplinski who had lead the unit "To victory" to which Fania belonged. Ruth - who was born in July 1944 in the partisan camp at Rudnicki - was
teasingly nicknamed by their parents' former comrades-in-arms "water" because her mother used to tell them she only had a water belly - pregnancies among partisans were anything but desirable. The interview which took place in a park in front of the former KGB respectively Gestapo building challenged us a lot: the two of us had to operate two cameras and two recording devices - and last but not least conduct the interview which Regina simultaneously translated from Russian to English.

Nevertheless, the conversation was very vivid and informative, especially since Ruth - as she later "confessed" - had hardly ever talked about
her perspective of the history of her prominent parents and their former comrades. Because she has a particularly close relationship to Rachel Margolis, she was able to report first hand of the latter's difficulties to be recognized by the Lithuanian authorities as a victim of German occupation because she used to be a soviet partisan. Ruth helped her to set through this claim in a law suit. She also remembers Fania as a frequent guest in her parents' house which enabled her to give us many details and to confirm that Fania has a very strong personality - but difficulties to show weakness.

Many thanks to Ruth, with whom we will certainly keep in touch.

Later we had an extensive "walk" with the camera to capture more scenes of the city's everyday life. It ended late in the evening with a well-earned beer and a panoramic view of late-summer Vilnius.

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