Monday, January 21, 2013

"Hej F.P.O.! Mir sajnen do!" FPO-Gründung vor 71 Jahren // 71. anniversary of FPO foundation

[english below]

Heute jährt sich die Gründung der jüdischen Widerstandsgruppe Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO) zum 71. Mal.

Die FPO entstand am 21. Januar 1942 durch den Zusammenschluss verschiedener zionistischer Jugendverbände und kommunistischer Gruppen im deutsch besetzten Vilnius. Zuvor hatte der Schriftsteller Abba Kovner unter der Parole „Geht nicht wie die Schafe zur Schlachtbank!“ zum bewaffneten Kampf gegen die Besatzer aufgerufen, die zu diesem Zeitpunkt mithilfe ihrer litauischen Handlanger bereits den Großteil der Wilnaer Juden und Jüdinnen ermordet hatten.

Der Kommunist Yitzhak Wittenberg wurde zum Kommandeur der FPO gewählt, Abba Kovner, Nissan Reznik und Josef Glazmann bildeten den Stab. Unterstützung fand die FPO bei einer Widerstandsgruppe polnischer, weißrussischer und litauischer Kommunist_innen außerhalb der Ghetto-Mauern, mit deren Hilfe Waffen ins Ghetto geschmuggelt und primitive Molotowcocktails und Handgranaten hergestellt wurden . Um die Organisation zu stärken, agitierte die FPO weiter unter der Jugend. So wurde Fania im Frühjahr 1942 nach einem Treffen mit Wittenberg aufgenommen.

Nachdem es 1942 relativ ruhig im Ghetto geblieben war, begann sich 1943 eine Entscheidung über die Zukunft des Ghettos abzuzeichnen. Zugleich wuchs der Konflikt der FPO mit der jüdischen Ghetto-Verwaltung, die auf „Rettung durch Arbeit“ setzte, und von den Deutschen gedrängt wurde, gegen den Widerstand vorzugehen. Daraufhin geriet Wittenberg im Juli 1943 in Gestapo-Haft und kam ums Leben, sein Nachfolger wurde Abba Kovner.

Als die Deutschen am 1. September 1943 begannen, das Ghetto zu liquideren und die verbliebenen Insassen in Konzentrationslager zu deportieren, bezog die FPO ihre Verteidigungsstellungen und rief zum Widerstand auf. Da die Mehrheit jedoch auf die Wahrhaftigkeit der deutschen Ankündigungen hoffte, ließ die FPO-Leitung den Aufstandsplan fallen, um kein Blutbad auszulösen, und wies ihre Mitglieder an, sich in die großen Waldgebiete von Narotsch und von Rūdninkai durchzuschlagen, um den bewaffneten Kampf außerhalb der engen Ghettomauern aufzunehmen. Lediglich eine Fraktion der FPO verblieb im Ghetto und nahm die einrückende SS unter Beschuss, ihr Widerstand wurde jedoch schnell erstickt.

Die 500 bis 700 jüdischen Kämpfer_innen der FPO, die entkommen waren, bildeten zunächst eigene Bataillone, die dutzende Sabotageaktionen verübten, bis sie in die Moskau unterstellten Einheiten eingegliedert wurden.

Hier könnt ihr den "Partisanenmarsch" hören, die inoffizielle Hymne' der FPO, die Schmerke Kaczerginski 1943 zur Melodie des "Einheitsfrontliedes" von Bertolt Brecht und Hanns Eisler verfasste. Der 1908 in Wilna geborene Kaczerginski war bereits in den 1920er Jahren in der kommunistischen Jugend und in der jüdischen Kunstszene aktiv, bevor er im Wilnaer Ghetto eine zentrale Rolle in der Organisation des kulturellen Lebens übernahm.







Today marks the 71st anniversary of the foundation of the Jewish resistance group Fareinikte Partisaner Organisatzije (FPO). 

The FPO was created in German-occupied Vilnius on January, 21, 1942 through the merger of Zionist and communist youth groups. Previously, the writer Abba Kovner had called for armed resistance against the occupiers, who due to the help of their Lithuanian henchmen had already killed more than 40,000 Vilna Jews. His manifesto culminate in the the famous slogan "Do not go like sheep to the slaughter!" 

The Communist Yitzhak Wittenberg was elected commander of the FPO, Abba Kovner, Nissan Reznik and Josef Glazmann became his deputies.With the help of a resistance group of Lithuanian Communists outside the ghetto walls weapons were smuggled into the ghetto, and Molotov cocktails and hand grenades were made .In order to strengthen the organization, the FPO continued to agitated among the youth. After meeting with Wittenberg in spring 1942, Fania was admitted. 

Had 1942 been a relatively quiet year, 1943 began ill-omened regarding the future of the ghetto. At the same time, the tensions between the FPO and the Jewish ghetto administration grew. The "Judenrat" relied on "salvation through work", and was put under German pressure to act against the resistance. Subsequently, Wittenberg was arrested and killed. Abba Kovner became his successor. 

When the Germans on 1 September 1943 began to liquidate the ghetto and deport the remaining inmates to concentration camps, the FPO took positions and called for resistance. As the majority, however, pegged to the truthfulness of the German announcements, the FPO leadership dropped its insurgency plan to avoid a bloodbath, and instructed its members to sneak out of the ghetto and gather in the large forests of Naroch and Rūdninkų to initiate the armed struggle outside the ghetto walls. Only a small faction of the FPO remained in the ghetto and fired at the invading SS, but was quickly put down.

The 500 to 700 Jewish FPO fighters who had escaped formed own battalions and committed dozens of sabotage actions until they were incorporated into the soviet units.  

Here you can hear the Partisans March, the unofficial anthem of the FPO, written by Shmerke Kaczerginski on the melody of the "Einheitsfrontlied" (United Front Song) of Bertolt Brecht and Hanns Eisler. Born in 1908 in Vilnius, Kaczerginski was already active in the 1920s in the Communist Youth and the Jewish art scene before he started to play a central role in the organization of cultural life in the Vilna ghetto.