Wir haben Fania Brancovskaja im September 2011 in Berlin kennengelernt, das sie im Rahmen der Konferenz '‘s brent!' Faschismus, Widerstand und Gedenkpolitik in Litauen und Deutschland besuchte. Ihre Aufgeschlossenheit uns gegenüber - einem Filmteam von nicht-jüdischen Deutschen -, ihre Energie und ihre bewegende Geschichte weckten unseren Wunsch, diese beeindruckende Persönlichkeit näher kennenzulernen und Fania in Vilnius zu besuchen. Zu unserem Glück willigte sie sofort ein.
Im November 2011 flogen wir erstmals nach Litauen. Zusammen mit Fania besuchten wir das ehemalige Ghetto, die Gedenkstätte in Paneriai und die Wälder von Rūdninkai, in denen ihre Partisan_inneneinheit operierte. Diesem ersten Besuch folgten drei weitere: Im April 2012 - anlässlich des "March of the Living" - und im September 2012 und im September 2013, anlässlich des 69. und des 70. Jahrestages der Liquidierung des Wilnaer Ghettos. Dabei haben wir Fania mit der Kamera begleitet, sie interviewt und ihr bei ihrem sozialen und gedächtnispolitischen Engagement über die Schulter geschaut.
Schnell wurde uns klar, dass sich ihre Geschichte nicht auf die deutsche Besatzungszeit (1941-1944) begrenzen lässt, während der sie um ihr Leben kämpfen musste und ihre gesamte Familie verlor. Auch das "Weiter-Leben" - unter sowjetischer Herrschaft (1944-1990) und im demokratischen Litauen (seit 1990) - war ein Kampf. Bis heute werden ihre Verluste und Traumata herausgefordert, und ihr Sieg, die Shoah überlebt und mit der Waffe in der Hand gegen die deutschen Besatzer und ihre Helfer gekämpft zu haben, infrage gestellt oder ihr gar zum Vorwurf gemacht.
Auch weil Fania das Sprechen über diese sekundäre Viktimisierung zum Teil schwerer fällt als über die Jahre von Verfolgung und Widerstand, begannen wir, erinnerungspolitische Akteur_innen sowie Fanias Angehörige und einige ehemalige Weggefährt_innen zu interviewen, die ihr Schicksal teilten. Diese Bemühungen führten im Juli 2012 zu einem Besuch unseres Filmteams in Israel und im Februar 2013 zu Dreharbeiten in Toronto . Im Sommer 2013 haben wir mit den Vorarbeiten der Post-Produktion begonnen, im November mit dem Schnitt. Die Fertigstellung des Films ist für Sommer 2014 geplant.
Das Filmkonzept ist auf ca. 90 Minuten angelegt. Wir drehen in Full HD. Neben DVD-/Bluray- ist auch eine Kino- und Festivalauswertung geplant. Außerdem werden wir Material für die Politische Bildungsarbeit kompilieren und eine Veranstaltungsreihe organisieren. Das Rohmaterial der Interviews stellen wir Archiven zur Verfügung.