Tuesday, July 3, 2012

Start mit Schwierigkeiten


Gut in Tel Aviv angekommen kämpfen wir nicht nur mit der extremen Hitze, sondern auch mit unserem Tonequipment, das uns leider spontan den Dienst versagt hat. Nach langem Herumtelefonieren haben wir es geschafft, einen neues Aufnahmegerät zu leihen. Vielen Dank an die Heymann Brothers, GreenProductions und Oleg Kaizerman an dieser Stelle!

Dabei ging es inhaltlich höchst spannend los. Heute morgen haben wir den 88-jährigen Baruch Shub getroffen, Direktor der Organization of Partisans Underground Fighters, and Ghetto Rebels in Israel, der uns in dem unscheinbaren Büro der Vereinigung in einem Wohnhaus in der Arlozoroff street empfing. Er selbst war Partisan in den Wäldern von Narotsch östlich von Vilnius und war 1946 nach Palästina ausgewandert.

Er bat uns vorab, die Kamera nicht einzuschalten, da er erst mit seiner Organisation absprechen wollte, zu welchen Themen er sich offiziell äußern kann. Obwohl bemüht, nichts politisch Verfängliches zu sagen, konnte er sich kaum zügeln.

Der Hinweis auf Fania Brancovskaja und Kaniukai war ihm Anlass genug, uns die Wirklichkeit des Partisanen_innenkampfes, das Verhältnis zur christlich-polnischen bzw. zur christlich-litauischen Landbevölkerung und die Feindseligkeiten zwischen den polnischen und den sowjetischen Partisan_inneneinheiten auseinanderzusetzen. Im Hinblick auf Kaniukai brachte er seinen Standpunkt wie folgt auf den Punkt: "We were neither angels nor were we murderers. We were soldiers!"

Baruch Shub bei einer Gedenkveranstaltung
Am Liebsten hätten wir ihn unterbrochen, soviel Input ohne Kamera. Immerhin erlaubte er auf unser Drängen, ein Mikro einzusetzen. Und am Ende wurde das Gespräch so politisch und die Bedeutung seiner Zeugenschaft so deutlich, dass er deutlichere Worte fand und zumindest in Bezug auf seine Person sagte, er sei bereit, vor der Kamera offen über seine Erfahrungen zu sprechen. In seinem Alter und mit Wohnsitz in Israel habe er eh nichts zu verlieren. "We were partisans back then, so let's be partisans now!"

Zum konkreten Fall Fania Brancovskaja wird er vermutlich keine scharfen Worte finden, da er die israelisch-litauischen Beziehungen bzw. die jüdischen Menschen in Litauen nicht gefährden will. Doch ist für ihn klar, dass diese Anklage unsinnig und politisch motiviert ist. Wir werden ihn vermutlich Freitag oder Sonntag treffen und freuen uns auf weitere interessante Einblicke, dann auch vor der Kamera.

Morgen werden wir Frau G., eine Freundin von Fania treffen, am Donnerstag den ehemaligen Partisanen Yitzhak Arad, der 2008 ebenfalls angeklagt werden sollte, und am Freitag sprechen wir mit Rachel Margolis, einer ehemaligen Partisanin und Mitkämpferin von Fania.


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