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Nachdem wir die Veranstaltung mit ihr am Sonntag dokumentiert haben, haben wir gestern Rachel Kostanian getroffen, die langjährige Chefin des Holocaust-Museums in Vilnius. Wir konnten so das Interview fortsetzen, das wir im September 2013 aufgrund technischer Probleme abbrechen mussten.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand das Holocaust-Gedenken in Litauen seit 1944, für das Rachel, die an der Gründung des „Grünen Hauses“ beteiligt war, natürlich eine ausgesprochene Expertin ist. Besonders eindrücklich schilderte sie das Erwachen der jüdischen Gemeinde und die Neubelebung einer litauisch-jüdischen Symbiose in den Jahren der Perestroika – sowie ihre Enttäuschung darüber, dass bald nach der Unabhängigkeit antisemitische Töne lautwurden, die diese Erfolge kontinuierlich bedrohen. Große Sorge äußerte sie im Hinblick auf die Ukraine-Krise, die in Litauen die nationalistischen und anti-russischen Strömungen stärker werden ließen – wie die jüngsten Präsidentschaftswahlen deutlich zeigten.
Herzlichen Dank, Rachel, für Deine Geduld und Offenheit.
After documenting her public lecture on Sunday, we yesterday met with Rachel Kostanian, the long-time head of the Holocaust Museum in Vilnius, to continue the interview which we had to abort due to technical problems in September 2013.
The focus of our coversation was on Holocaust remembrance in Lithuania since 1944, of which Rachel, who was involved in the establishment of the “Green House”, is, of course, an outspoken expert. Particularly impressive was her description of the awakening of the Jewish community and the revitalization of the Lithuanian-Jewish symbiosis in the perestroika years - and her disappointment that soon after independence, anti-Semitic tones started to threaten these achievements. She expressed great concern regarding the Ukraine crisis, which has fueled the nationalist and anti-Russian tendencies in Lithuania - as it became obvious in the recent presidential elections.
Many thanks, Rachel, for your patience and openness.